Eine Befragung von TNS Emnid im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, die aktuell in den News ist, zeigt, dass 1/3 deutscher Arbeitnehmer sich gerne selbständig machen würde, aber nur 14&% haben diesen Schritt in den letzten 5 Jahren auch gewagt. Als einer der Gründe neben mangelhafter Förderungskonzepte durch den Staat geben viele an, dass Ihnen das nötige Know-How, also das unternehmerische Wissen fehlen würde, was wie vieles andere auch in der Schule zu kurz kommt. Da lernt man viel, aber vieles, was man wirklich im Leben braucht, leider nicht.
Deutschland, das zweifelhafte Land für Selbständige
Ideale Voraussetzung in der großen Industrienation für Gründer;
- Schlechte Förderung durch den Staat wie z.B. finanzielle Hilfe für die Anfangszeit
- Schlechte Vorbildung in der Schule
- Selbständigkeit als solches wird in Deutschland von vielen eher negativ bewertet
Hohe Krankenkassenbeiträge und diverse andere, die die Hand gerne aufhalten
oder?
Man wundert sich, dass Deutschland trotzdem eine der führenden Industrienationen ist. Man wundert sich noch mehr, wenn man bedenkt, wie kompliziert vieles ist, wie lange alles dauert.
Nun, Letzteres hängt wiederum davon ab, womit man sich selbständig machen möchte. Wer nur einen Gewerbeschein zur Ausführung braucht, der kann morgen loslegen.
Solte man das Risiko Selbständigkeit eingehen?
Sollte man dies aber tun? Welchen Vorteil hat man? Nun, die Ausgangssituation ist oftmals, so kurios das klingt, besser für alle, die aktuell nicht gut dastehen. Denn, wer nichts hat, der hat zumindest einen Vorteil, nämlich nicht viel zu verlieren. Wer aber eine einigermaßen gut bezahlte Festanstellung hat, der riskiert viel: Lücken beim Rentenanspruch, keine sicheren Zahlungen mehr am Monatsersten, einfach diese bequeme Sicherheit. An dieser Stelle sollte man auch tatsächlich etwas überlegter Vorgehen. Wer aber trotzdem davon überzeugt ist, eine gute Idee zu haben, der sollte trotzdem m.E. nach etwas riskieren. Der richtige Weg für viele ist aber sicher erstmal die nebenberufliche Selbständigkeit. Ich kenne durchaus viele, die so gestartet sind und am Ende hauptberuflich selbständig wurden. Wer einen guten Service bietet, der findet oft schnell Kunden und trotz bisher guter Anstellung, kann es sich dann auch lohnen:
- Man ist sein eigener Chef und genießt mehr Freiheiten
- Man kann durchaus mehr verdienen
und vor allem: man kann seine Ideen verwirklichen. Der Preis ist das Risiko, denn mit den Sicherheiten ist es vorbei. Andererseits: wie sicher ist heute eine Festanstellung denn schon?
Einfaches Beispiel zum Thema „Sicherheit“
Wer 4.000 Euro im Monat verdient, der wird selten Probleme haben, einen Immobilienkredit von einer Bank zu bekommen. Schließlich ein Gutverdiener, der kann sich schon mal ein Haus für 150.000 leisten. Ein kleiner Selbständiger mit vielleicht 1.500 netto, der sich auf dem Lande dagegen ein kleines Häuschen von 50.000 kaufen möchte, der schaut schon mal schnell die Röhre. Der ist ja so unsicher…
Nun wird der Gutverdiener arbeitslos, Rationalisierung, Insolvenz, und schon ist man in der Arbeitslosigkeit. Dann ist der ehemalige Gutverdiener vielleicht 49 oder war so ein Spezialist, dass es eben nicht viele Stellen gibt. Irgendwann ist der Gutverdiener von gestern ein Fall für die Sozialhilfe. Das Haus nun ist viel zu groß und vom Staat gibt es wegen des Wertes keinen Schutz (ran ans Vermögen), keine Hilfe, und selbst wenn, den Tilgungsanteil muss man immer selbst bezahlen und diese Tilgung lässt sich mit Hartz IV nicht bezahlen, das Haus war halt teuer. Der ach so sichere Kreditnehmer ist gar nicht so sicher.
Und unser Selbständiger?
Nun, der hätte ein kleines Häuschen gekauft, mit bezahlbarem Tilgungsanteil. Selbst wenn alles bergab ging, könnte er das angemessene Haus bei Hartz IV behalten und den kleinen Tilgungsanteil der deutlichen kleineren monatlichen Raten, kann er mit Hartz IV noch abdecken oder trägt halt einmal die Woche die Zeitung aus und finanziert diese mit dem kleinen Zubrot.
So kann man sich irren, liebe Bank, die ihr ja manchmal ach so klug seid. Und so kann man sich auch irren, wenn es um „vermeintliche“ Sicherheit geht. Damit will ich nicht sagen, dass man sich blindlings ins Abenteuer stürzen soll. Eine gute Idee, ein gewisses Konzept und vielleicht ein Start nebenher sollten es schon sein. Sind diese Voraussetzungen gegeben, plus den Willen Freizeit zu opfern, hat man einen guten Weg gefunden, wie man für sich entdecken kann, ob das Abenteuer „Selbständigkeit“ lohnt.
Und das Wissen? das unternehmerische Know-How?
Was das Wissen angeht: es gibt Bücher, es gibt VHS Kurse, es gibt Internet, es gibt Learning by doing und vielleicht auch lokale Gründerzentren und was weiß ich. Ich weiß nicht und ich werde nie was wissen… wer so denkt, der sollte vielleicht tatsächlich es mit der Selbstständigkeit lassen. Mut, Wille und Einsatz sind die wichtigsten Voraussetzungen neben manchmal einem dicken Fell.
Ein Grundkonzept und eine Idee sollte man haben, gerne auch den so geschätzten Businessplan (obwohl im Leben ohnehin immer alles anders kommt als geplant), aber wer eine gute Idee hat, der sollte das Nachdenken darüber aber auch nicht übertreiben. Wer zu lange grübelt, kommt oft irgendwann zu zu vielen „das wird doch nichts“ Gedanken, mal abgesehen von der Möglichkeit zu spät zu kommen. In Deutschland wird mitunter mehr geplant als getan. Manchmal muss man es halt einfach auch tun. Klar, kann man scheitern, viele werden es auch, aber wenigstens haben sie es probiert und vielleicht so viel gelernt, dass es beim zweiten Mal klappt.
Selbständigkeit ist ein Risiko und so ist das Leben. Aber wer eine gute Idee hat und bereit ist, sich dafür einzusetzen für den ist Selbständigkeit auch oft die Chance für ein erfüllteres Leben. Man muss aber auch ehrlich sagen, Selbständigkeit ist nicht für jeden ideal. Mancher ist vom Typ mit, wenn auch oft vermeintlicher Sicherheit und klaren Anweisungen einfach glücklicher, was ja i.O. ist.